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Wahrer Wind, relativer Wind: So verstehst Du das Konzept

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Wahrer Wind, relativer Wind: So verstehst Du das Konzept

Das Wichtigste in Kürze

Was ist der wahre Wind?

Wahrer Wind ist der Wind, der Dir beim Segeln entgegenkommt, abzüglich Deines Fahrtwindes.

Was ist ein scheinbarer oder relativer Wind?

Der scheinbare Wind beim Segeln ist der Wind, den Du an Bord fühlst. Er wird beeinflusst durch den tatsächlichen Wind und Deinen Fahrtwind.

Wie funktioniert Segeln eigentlich?

Ein Segelschiff bewegt sich, da sein Segel den Wind einfängt. Darin entstehen Unterschiede im Luftdruck und somit Strömungen, die das Gefährt antreiben.

Was ist eigentlich wahrer Wind? Du hast diesen Begriff bestimmt schon häufig gehört, wenn Du mit Seglern unterwegs warst. Wir erklären Dir, was damit gemeint ist und wie er Deine Segelpraxis beeinflusst. Dafür ist es wichtig, dass Du erst einmal verstehst, wie Segeln überhaupt funktioniert. Mit den Grundlagen der Windtheorie wirst Du schnell verstehen, was wahrer Wind, relativer oder scheinbarer Wind sind.

Vorab: Ein Exkurs in die Windtheorie

Zunächst einmal ganz grundsätzlich: Segelboote werden durch den Wind angetrieben. Das ist Dir bestimmt schon klar. Doch wie genau funktioniert das, zumal das Segel ja eher seitlich steht?

Ein Sportsegler mit bauchigem Gennaker.

Ein Segelboot bewegt sich vorwärts, weil das Segel den Wind einfängt. Dadurch wird eine Kraft auf das Segel ausgeübt, die es nach vorne treibt. Das Segel fungiert dabei wie ein Flügel, der den Luftdruck unterschiedlich nutzt, um eine Antriebskraft zu erzeugen. Die vordere Fläche des Segels ist gebogen, wodurch sich die Luft schneller bewegt und einen geringeren Luftdruck erzeugt. Die hintere Fläche des Segels ist flach, wodurch sich die Luft langsamer bewegt – ein höherer Luftdruck entsteht. Dieser Unterschied im Luftdruck erzeugt eine Kraft, die das Boot vorwärts treibt.

Die Bewegung des Bootes kann durch Änderungen in der Neigung des Segels, dem Winkel zum Wind und der Windrichtung gesteuert werden. Je besser ein Segler die Windtheorie versteht und je effektiver er das Segel nutzen kann, desto schneller und sicherer kann er segeln. Auch anspruchsvollere Kurse, etwa knappe Vorwind- oder Amwindkurse, kannst Du dann fahren. So gelangst Du auch bei suboptimalen Windrichtungen stets ans Ziel. Bedenke, dass Du dann möglicherweise kreuzen musst. Dazu aber später mehr. Die Windtheorie beschreibt, wie der Wind das Segelboot beeinflusst und wie es durch den Einsatz von Segeln und Steuern gesteuert werden kann.

Windtheorie kurz und knapp

  1. Der Wind erzeugt eine Kraft auf das Segel, die das Boot vorwärts treibt.
  2. Die Kraft des Windes auf das Segel hängt von der Form und Größe des Segels sowie der Windrichtung und -geschwindigkeit ab.
  3. Das Steuerrad oder das Ruder dient dazu, die Richtung des Bootes zu ändern und es auf Kurs zu halten.
  4. Der Kapitän kann die Segel einstellen, um den Wind optimal zu nutzen und das Boot sicher und effizient zu steuern.

Viele verschiedene Faktoren können beeinflussen, wie ein Segelboot von Wind angetrieben wird. Es erfordert ein umfassendes Verständnis und Erfahrung erfordert, um ein Segelboot sicher und effizient zu steuern. Daher musst Du unbedingt einen Segelkurs besuchen, bevor Du ein Schiff führst.

Eine Frau genießt abendliche Winde an Bord.

Wahrer Wind – Beispiel Amwindkurs

Um das Konzept des wahren Windes zu verstehen, ist ein einfaches Beispiel hilfreich. Nehmen wir einen Amwindkurs unter Motor an; das heißt, der Wind kommt direkt von vorn. Dein Schiff läuft mit 6 Knoten Geschwindigkeit, die Du als Fahrtwind wahrnimmst. Der Wind weht ebenso mit 6 Knoten. Mit einer einfachen Vektoraddition siehst Du: der scheinbare oder relative Wind ist hier 12 Knoten, denn von vorn kommen zwei Luftströmungen mit 6 Knoten.

Relativer und wahrer Wind

Relativer Wind ist also das, was ein Segler als Wind wahrnimmt, wenn er auf einem fahrenden Schiff steht. Es unterscheidet sich von dem wahren Wind, da er den Fahrtwind des Schiffes nicht berücksichtigt.

Der wahre Wind hingegen ist die wetterbedingte Luftbewegung, die Dir als Segler tatsächlich entgegenkommt, wenn Du Dich auf Deinem Schiff bewegst. In unserem Beispiel sind das 6 Knoten. Er unterscheidet sich von dem scheinbaren Wind, weil er die Bewegung des Schiffes berücksichtigt und so die tatsächliche Windgeschwindigkeit berechnet. Der wahre Wind ist für Dich wichtig, um die richtigen Segel- und Kursentscheidungen zu treffen.

Ein straffes Vorsegel ermöglicht steile Kurse.

Die Bezeichnungen scheinen ein wenig ironisch, denn der scheinbare Wind ist, was Deine Realität an Bord prägt.

Wahrer und scheinbarer Wind beim Vorwindkurs

Fährst Du einen Vorwindkurs, kommt der Wind praktisch von hinten. Dann kann es passieren, dass der scheinbare Wind schwächer ist als der tatsächliche Wind. Stell es dir wieder vor. Du hast einen Luftstrom mit 6 Knoten Geschwindigkeit, der vom Heck zum Bug fließt: den Wind. Zudem spürst Du Deinen Fahrtwind von 6 Knoten – dieser geht vom Bug zum Heck. Diese Luftströmungen gleichen einander aus, sodass Du an Deck praktisch keinen Wind spürst. Der relative Wind beträgt dann 0. Selbstverständlich ist und bleibt der tatsächliche Wind aber 6 Knoten stark.

Was tut der Verklicker?

Vielleicht fragst Du Dich nun, wie Du überhaupt die Windrichtung an Bord erkennen sollst – schließlich gibt es ja immer den relativen Wind. Das glücklicherweise kein Problem. Schaust Du hoch in den Mast, siehst Du einen kleinen Pfeil, den Verklicker. Er zeigt Dir in etwa die wahre Windrichtung an. Deshalb ist er sehr wichtig fürs Navigieren, vor allem bei wechselhaftem Wetter.

Die Windstärke einschätzen

Eines tut der Verklicker jedoch nicht: Er zeigt Dir nicht die Windstärke an. Die musst Du selbst erfühlen und durch gute Beobachtung Deiner Umgebung abschätzen. Dabei hilft ein Blick aufs Wasser und auf Segler in der Nähe. Siehst Du, wie sich die Wasseroberfläche kräuselt, kannst Du sicher sein, dass eine Brise reinkommt. Andere Schiffe um Dich herum nehmen Fahrt auf und haben etwas mehr Schräglage. Bereite Dich schonmal darauf vor, bei Bedarf etwas kräftiger gegenzusteuern.

Tipps zur Törnplanung

Windrichtungen und – stärken sind neben den Gezeiten der wichtigste Aspekt in Deiner Törnplanung. Sie können im Extremfall sogar über Leben und Tod entscheiden. Daher ist es essentiell, dass Du immer rational entscheidest und das Ego in der Backskiste lässt. Natürlich möchten Segler sich selbst herausfordern – und vielleicht auch andere. Doch eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten muss immer erfolgen. Auch die erprobtesten Seeleute haben bei Windstärke 9 aufwärts nicht immer ihr Schiff unter Kontrolle.

Die Arbeit an Deck ist nicht immer so entspannt wie an Schönwettertagen.

Achtung: Vorsicht ist bei der Törnplanung immer besser als Nachsicht! Treffe realistische Risikoabschätzungen und wahre Deinen Respekt vor der Naturgewalt des Meeres.

Mit einer vernünftigen Einstellung geht es dann ans Praktische. Ein erfolgreicher Segeltörn setzt eine gute Planung im Bezug auf Windrichtungen und Stärke voraus. Hier sind einige Schritte, die Du befolgen solltest:

  1. Beobachte das Wetter: Begutachte gründlich das Wetter vor, während und nach Deinem Tagestörn. Verwende Wetterprognosen, um die Windrichtungen und Stärken zu kennen.
  2. Wähle Deinen Kurs sorgfältig aus: Wähle einen Kurs, bei dem Du den Wind optimal nutzen kannst. So brauchst Du nicht unter Motor laufen.
  3. Berücksichtige die Landschaft: Achte auf die Landschaft, durch die Du segelst, um Veränderungen der Windrichtung und -stärke zu verstehen. Hügel und Berge können den Wind beeinflussen, genau wie die Uferlinie und andere geografische Merkmale.
  4. Bereite Dich auf verschiedene Bedingungen vor: Segle immer vorbereitet, indem Du Dein Boot entsprechend rüstest und Deine Ausrüstung für unterschiedliche Windrichtungen und -stärken bereithältst.

Wahrer Kurs des Schiffes

Analog zum Konzept des wahren Windes gibt es auch das des wahren Kurses. Dies bezeichnet den Kurs, auf dem Dein Schiff sich tatsächlich befindet, wenn Du Strömungen und ähnliches herausrechnest. Dabei orientierst Du Dich selbstverständlich am Norden. Dein wahrer Kurs wird über Grund gemessen.

So wählst Du Deinen Kurs aus

Bei der Wahl Deiner Kurse zum Wind musst Du beachten, wo Dein Zielort liegt, wie die Windrichtung ist und welche Gezeiten herrschen. Ebenso wichtig ist die Geschwindigkeit Deines Schiffes. Behalte auch im Auge, dass Du gegebenenfalls früh aufstehen oder lange wach bleiben musst.

Manchmal musst Du zu schon vorm Sonnenaufgang auf dem Wasser sein.

Stellst Du nun fest, dass der Wind in einem 45-Grad-Winkel auf Dein Segel trifft? Das sind gute Bedingungen für entspannte Kurse zum Wind! Du hast genug Platz für kleine Kursanpassungen und Eventualitäten. Am schnellsten jedoch ist der sogenannte raume Wind. Dabei kommt der Wind von schräg hinten.

Segelst Du aber zu steil am oder vorm Wind, dann kann es sein, dass die Segel zusammenfallen, da nicht mehr genügend Luftbewegung hineinkommt. Genau dasselbe gilt, wenn der der Wind von hinten kommt. Deine Segel fallen ein und Du hast keine Fahrt mehr, bleibst also stehen. Heißt das, Du kommst bei solchen Winden gar nicht ans Ziel? Doch, keine Sorge!

Kreuzen: Eine wichtige, anspruchsvolle Segeltechnik

Wählst Du einen Kurs, der steil am oder vorm Wind verläuft, solltest Du kreuzen. Aber was genau tut man beim Kreuzen eigentlich? Kreuzen beim Segeln bezieht sich auf das Manöver, bei dem ein Segelboot von einem Punkt zu einem anderen Punkt segelt, ohne direkt gegen den Wind oder mit ihm zu segeln. Es erhöht die Segelgeschwindigkeit.

Beim Kreuzen bewegt sich das Boot auf einem Winkel zur Windrichtung und nutzt den Wind, um vorwärts zu segeln. Dies erfordert eine sorgfältige Segelkontrolle und eine ständige Überwachung des Bootskurses, damit das Schiff nicht von seinem Kurs abkommt. Weht ein kräftiger Wind, kann das Steuern dann körperlich ganz schön anstrengend sein!

Kreuzen ist eine fortgeschrittene Technik im Segeln und erfordert Übung und gute Segelfähigkeiten. Es ist ein wichtiger Teil des Segelns und hilft Dir, sicher und schnell das Ziel zu erreichen.

Wenn der Wind gut steht, machen lange Schläge Spaß.

Hinweis: Bei knappen Am- und Vorwindkursen verlängert sich Dein Törn manchmal erheblich, da Du kreuzen musst. Bedenke dies bei Deiner Törnplanung.

Mit wahrem Wind auf wahrem Kurs

Es braucht einiges an Übung und Erfahrung, um mit den Winden an Bord optimal zu arbeiten. Verstehst Du, wie wahrer Wind und scheinbarer Wind zusammenhängen, bist Du schon ein großes Stück weiter! Die genaue Beobachtung der Luftströmungen ist beim Segeln das A und O. Mit ihr steht und fällt jede Tour. Dazu ist nicht nur der Blick zum Verklicker wichtig, sondern auch der aufs Wasser.

FAQ – Wahrer Wind

Wie berechne ich den wahren Wind?

Um den wahren Wind zu berechnen, ziehst Du Deine Fahrtgeschwindigkeit in Knoten vom relativen Wind in Knoten ab.

Kann ich am Verklicker den wahren Wind ablesen?

Der Verklicker zeigt Dir die Richtung des wahren Windes, jedoch nicht seine Stärke.

Wie kann der scheinbare Wind schwächer sein als der tatsächliche?

Fährst Du einen Vorwindkurs, wirken zwei Luftströmungen an Bord. Dein Fahrtwind wirkt vom Bug zum Heck hin und der tatsächliche Wind vom Heck zum Bug. Diese Winde können sich ausgleichen und somit den relativen Wind schwächen.

Quellen

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