Segeln klingt immer wie ein unglaublich teures Unterfangen, für das man erst einige Führerscheine machen und Passierscheine und Lizenzen einholen muss. Segeln ohne Segelschein klingt unmöglich. Für viele wirkt dieses Image abschreckend. Aber ist es wirklich so elitär und aufwendig? Kurzum: Nein.
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Was ist Segeln überhaupt?
Nicht jedes Boot ist ein Segelboot. Nicht jeder Ausflug aufs Wasser ist gleich ein ausgedehnter Segeltörn. Und deswegen gibt es auch verschiedene Definitionen, Eindrücke und Bedingungen.
Aber was ist Segeln als großes Ganzes?
Die Fortbewegung auf und mit einem Schiff oder Boot, die auf der Kraft des Windes beruht, nennt sich Segeln. Ein Boot ohne ein Segeltuch ist kein Segelboot. Die Fähre, auf der man mit dem Auto übersetzen kann ist folglich definitiv kein Segelboot.
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Typen des Segels, die aber alle eine grundsätzliche Funktion erfüllen: den Wind zu fangen, das Boot zu bewegen oder zu stoppen, je nach Ausrichtung der Segel. Welches Segel Dein Boot auch besitzt, solange es der Hauptantrieb, der maximal von einem Motor unterstützt werden kann – es ist ein Segelboot.
Auch die Anzahl der Segel macht keinen Unterschied: ob ein oder drei Segel – Du segelst.
Darf ich in Deutschland segeln ohne einen Segelschein zu haben?
Wie beinahe alles in Deutschland gibt es überall verschiedene Richtlinien. Aber prinzipiell ist die Antwort: Ja! Mit ein paar Abstrichen natürlich.
Wenn der Motor an Deinem Boot über 15 PS stark ist, dann wird, unabhängig der Größe des Segels, ein Segelschein verpflichtend.
Es kommt bei einem schwächeren Motor dann darauf an, wo Du bist und wie groß das Segel des Bootes ist, das Du zu Wasser lassen willst.
Als Beispiel kann hier Berlin genannt werden: wenn die Segelfläche, also das Segel Deines Bootes, unter 3m² klein ist, dann darfst Du auch ohne einen gültigen Segelschein aufs Wasser.
Im Vergleich dazu dürftest Du am Bodensee mit einem Segel mit bis zu 12m² Fläche auch ohne einen Schein losschippern.
Du siehst also, es gibt alleine in Deutschland gravierende Unterschiede in den Richtlinien.
Deswegen solltest Du, bevor Du loslegst, mit den Behörden in dem Bezirk sprechen, in dem Du segeln möchtest. Nur die können Dir eine definitive und aktuelle Auskunft geben.
Segeln ohne Segelschein: zu groß, zu stark – was nun?
Nun besteht die Option, ein kleineres Boot zu chartern, oder, wenn genug Zeit ist, einen Segelschein der benötigten Klasse zu machen.
Aber welche Klasse ist die richtige? Die Liste der verschiedenen Scheine ist wirklich lang.
- Sportbootführerschein Binnenseeschifffahrtsstraßen (SBF Binnen)
- Sportbootführerschein Seeschifffahrtsstraße (SBF See)
- Sportküstenschifferschein (SKS)
- Sportseeschifferschein (SSS)
- VDWS Grundschein
- DSV Segelgrundschein
- DSV Jüngstensegelschein
- VDWS Katamaran-Grundschein
Wie findest Du den richtigen Schein für Dich?
Gehen wir einfach mal davon aus, dass Du volljährig bist: Dir stehen alle Klassen offen. Bist du weniger als 14 oder 16 Jahre alt, kannst Du keine Sportbootführerscheine erwerben.
Wo willst Du Segeln? Fährst Du lieber vor der Küste oder in Binnengewässern, Flüssen und Seen? Daran musst Du ausmachen, ob der SKS, SBF See, SBF Binnen oder der SSS für dich angebracht ist.
Wie groß ist Dein Boot? Bis zu 15 Meter Länge sind unter den SBF abgedeckt, sowohl bei See als auch Binnen. Dann ist natürlich auch die Power des Motors nicht ohne Bedeutung.
Bist Du körperlich fit? Denn bevor Dir ein amtlicher, international anerkannter Segelschein ausgehändigt werden kann, benötigst Du ein Fitness- und Gesundheitszeugnis von Deinem Arzt.
Schaue Dir die Kosten für die jeweiligen Scheine an. Manchmal ist es günstiger, wenn Du über eine Uni oder einen Club den Segelschein machst.
In der Regel kannst Du aber mit maximal rund 1000€ rechnen, abhängig natürlich auch von den benötigen Versuchen, bis Du bestehst.
Konntest Du alles alles abnicken? Dann fehlt nicht mehr viel bis zum Abenteuer!
Boot steht, Permit steht, Crew ist schon vorbereitet? Dann fehlen Dir nur noch ein paar Kleinigkeiten: Die richtige Kleidung, wenn es auch mal ungemütlich wird, zum Beispiel. Aber auch Segelhandschuhe, die Deine Hände unterstützen, wenn Du bei kräftigeren Winden die Segel einholen oder anderweitig an Leinen oder Stangen ziehen musst, sind nicht unwichtig.
Damit Du nicht die Zeit vergisst, brauchst Du eine Uhr. Aber die Uhr, die Du sonst trägst, kommt nicht so gut mit Nässe zurecht? Dann schau Dich vielleicht nach Segleruhren um. Diese sind robuster und auch nach einem Sturm zuverlässig.
Aber nicht nur Deine Uhr verdient es, den Urlaub zu überleben. Deswegen ist es eine gute Idee, zumindest Deine Wertsachen, Bücher und Technikkram in einen robusten Seesack zu packen. Selbst wenn das Deck oder die Kabine nass wird – Deine wichtigen Gegenstände sind sicher und trocken in diesen Beuteln.
FAQ – Segeln ohne Segelschein
In den meisten europäischen Ländern gelten gleiche oder ähnliche Regeln, also kannst Du auch dort ohne Segelschein aufs Wasser. Dänemark ist ein wenig besonders: hier besteht keine Segelscheinpflicht. Das führt jedoch dazu, dass in Dänemark mehr Segelunfälle passieren als in anderen Ländern.
Nein, musst Du nicht. Es kann jedoch nicht schaden, denn so wissen andere, die Deinem Boot begegnen, dass auch nur kleinere Turbulenzen für Dich schwierig werden können. So könnte Hilfe schneller bei Dir ankommen, als wenn niemand weiß, dass Du unerfahren bist.
Wenn es unter 14 oder 16 Jahren alt ist, dann fallen die normalen Scheine leider weg. Aber der Katamaran-Schein kann von Kindern gemacht werden. Vielleicht ist das ja ein guter Start.